- Grundschule neu denken -

Liebe SendenhorsterInnen,

im Februar dieses Jahres haben die Gremien der Stadt Sendenhorst einen Planungswettbewerb zum Ausbau
der Kardinal-von-Galen Grundschule beschlossen. Ziel des Ausbaus: Die Erweiterung dieser Schule zur Vier- bis Fünfzügigkeit und einer weitgehenden Ganztagsbetreuung (d.h. 5 Parallelklassen; z.B. 1a-e).
Überlegungen zur Erweiterung und dem Ausbau der KvG gibt es aber nicht erst seitdem diese Ausschreibung
gestartet wurde. Leider scheint dies jedoch bis dato der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt oder zumindest in
ihrer Bedeutung nicht bewusst zu sein.
Unserer Ansicht nach müssen sich alle Beteiligten und Interessierten damit auseinandersetzen, ob eine
Erweiterung und ein weiterer Ausbau der KvG für unsere Stadt Sendenhorst eine aus städtebaulicher,
pädagogischer und vor allem kindgerechter Sicht wünschenswerte und sinnvolle Zielrichtung ist. Unsere
zentralen Bedenken, bzw. Fragen sind: Ist der Ausbau zu einer solch großen Grundschule für (unsere) Kinder
erstrebenswert? Wenn ja, ist der jetzige Standort der KvG für diese Dimension des Ausbaus überhaupt
geeignet? Ist bei dieser Planung an genügend Bewegungsfläche für die SchülerInnen gedacht? Ist das Konzept
aus pädagogischer Sicht durchdacht? Passt es in die Sendenhorster Schullandschaft? Diese grundsätzlichen
Überlegungen werden in den aktuellen Planungen unserer Ansicht nach zu wenig berücksichtigt.
Wir glauben, es gibt eine bessere Alternative, die wir im Folgenden gerne weiter ausführen möchten: Einen
zweiten Standort für eine Grundschule in Sendenhorst.

Warum einen zweiten Standort für eine Grundschule?

1. Die Stadt Sendenhorst wächst - Stadtentwicklung beeinflusst die Entwicklung der Schullandschaft 

Im Schuljahr 22/23 werden ca. 110 SchülerInnen eingeschult, was eine Fünfzügigkeit bedeutet. Man kann
davon ausgehen, dass wir uns in Sendenhorst in der glücklichen Situation befinden, dass die Schülerzahlen
steigen werden. Dies ergibt sich auch aus den zahlreichen zusätzlichen Kindergartenplätzen, die in letzter Zeit
geschaffen wurden. Die Stadt wächst und wird dies auch mittel- und langfristig tun; dafür muss man keine
großen Statistiken beauftragen oder wälzen. Die Nachfrage an Grundstücken, Häusern und Wohnungen
übersteigt das Angebot – das mag wohl niemand anzweifeln. Und dieser Trend wird sich fortsetzen.
Spätestens mit der Reaktivierung der WLE werden wir endgültig Münsters ‚Speckgürtel‘ angehören und noch
attraktiver für (junge) Familien sein. Dies bedeutet auch, und deswegen müssen die Kapazitäten seitens der
Stadt nun vergrößert werden, dass sich die Schullandschaft anpassen muss, allen voran die Primarschule
(Grundschule).

2. Die Kinder im Fokus der Schule – Schule als Lebens und- Erfahrungsraum

Die Zeit in der Grundschule ist maßgeblich mitentscheidend für die weitere Schul- und Bildungslaufbahn. Es
ist wichtig, dass die Kinder die Zeit in der Grundschule genießen können und sich dort wohl fühlen. Sie
sollten an einem Ort unterrichtet werden, der überschaubar ist – ja vielleicht sogar familiär – in dem sie die
meisten Kinder und Lehrer kennen. Dies gibt auch den Eltern Sicherheit. Kinder benötigen ausreichend Platz
und Bewegungsmöglichkeiten, insbesondere in den Pausen. Darüber hinaus wird die Übermittagsbetreuung
immer beliebter und ab dem Jahr 2025 ein verbindliches Angebot, sodass die Kinder teilweise von 8-16Uhr
ihre (Frei-)Zeit auf dem Schulgelände verbringen. Schon heute kann die KvG dies nur bedingt kindgerecht
anbieten, da Erweiterungen und somit zusätzliche Bauten in den vergangenen Jahren schon zu
Einschränkungen der Bewegungsflächen beigetragen haben. Diese problematische Entwicklung wird sich in
einer fünfzügigen Grundschule an diesem Standort mit noch mehr Gebäuden und noch mehr Schülern
weiterhin verschärfen.
Die Realschule Sendenhorst hat sich vor kurzem dazu entschieden, aufgrund wachsender und sich
verändernder Anforderungen an die räumliche Ausstattung eine Dreizügigkeit festzulegen, obwohl die Schule
sehr beliebt ist und die Anmeldezahlen eher steigen. Die Grundschule hingegen soll nun fünfzügig werden. In
Relation gesehen wirft dies Fragen und berechtigte Zweifel auf.

3. Überschaubare und sichere Schulwege

Der Stadtentwicklungsausschuss steht ein für das neu einberufene „Mobilitätskonzept 2030“. Inwieweit wurde
die Expertise dieses Gremiums herangezogen? Im ersten sogenannten Strategieworkshop wurde der „Wunsch
[formuliert] eine integrierte Verkehrsplanung aufzustellen, die die Priorität auf die Belange von Fußgängern und
Radfahrern lege.“ Die Verkehrssituation, insbesondere zu Schulbeginn und Schulschluss, gleicht einer
Katastrophe; und das schon bei der jetzigen Schulgröße. Die Lage und Anbindung der Grundschule sind mit dem
Ausdehnen der Wohngebiete und dem erhöhten Verkehrsaufgebot alles andere als optimal. Nicht selten kommt es
hier zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr und zur Überforderung der Kinder. Ziel sollte es sein, ein
Konzept für eine dreizügige Schule zu erstellen und darüber hinaus einen zweiten Schulstandort zu finden.
Die Pandemie hat wie ein Brennglas in verschiedenen Bereichen unseres Lebens Probleme aufgezeigt. Man
konnte und kann sehen, dass kleine Systeme im Vorteil sind: überschaubarer, besser zu koordinieren, flexibler.
Zwei Standorte haben den klaren Vorteil, dass sich der Verkehr, die Menschenmengen verteilen. Somit entsteht
mehr Übersichtlichkeit, Klarheit, Sicherheit und letztendlich – ein sehr angenehmer (Neben-)Effekt für das
Alltagsleben vieler Familien – kindgerechte Schulwege.

4. Die Sendenhorster Schul- und Bildungsangebote und ihre pädagogischen Ausrichtungen

Neben der zunehmenden Überdimensionierung am jetzigen Standort, Bedenken bezüglich der Bildungslaufbahn,
bzw. des Wohlbefindens der Kinder und der ausufernden und gefährlichen Verkehrssituation sollte jedoch auch
noch ein weiterer Eckpfeiler thematisiert werden. Die Stadt Sendenhorst hat sich über die letzten Jahre weit über
die Stadtgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf durch die Etablierung der Montessori-Pädagogik erarbeitet.
Es ist bei uns möglich, sich vom Kindergarten über die Grundschule bis zur weiterführenden Schule für diese
Pädagogik zu entscheiden – dies weckt auch Interesse in den Nachbarorten. Wir sollten uns bewusst darüber
werden, dass unsere Stadt ein Alleinstellungsmerkmal in unserer Region hat, um welches uns einige Städte
beneiden.
Bis dato hat sich die Stadt dazu entschieden, den Regelbereich und den Montessori-Zweig in der Grundschule
unter einem Dach zu vereinen. In der Praxis scheint es jedoch nicht immer einfach, zwei unterschiedliche
pädagogische Konzepte unter einen Hut zu bringen. Es wäre eine hervorragende Möglichkeit für unsere Stadt,
neben einer Regel-Grundschule (Standort KvG-Grundschule) eine Montessori-Grundschule mit eigenem
Standort in die Schullandschaft zu integrieren. So könnte dieses Bildungskonzept umfassend und als eine Einheit
angeboten werden. Der Ausbau des Montessori-Kindergartens ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das
Interesse diesbezüglich in Sendenhorst noch größer wird. Im Schuljahr 22/23 werden ca. 38 schulpflichtige
Kinder den Montessori-Kindergarten verlassen. Da jedes Kindergartenkind ein Anrecht darauf hat, diese
Pädagogik in der Grundschule weiterzuführen, werden theoretisch 2 Eingangsklassen benötigt. Ungeachtet
bleibt dabei zudem, dass sich auch aus allen anderen Kindergärten der Stadt viele Familien für die Montessori
Pädagogik in der Grundschule entscheiden. Ihnen wird, Stand jetzt, diese Möglichkeit gänzlich genommen. Auch
für dieses Problem muss dringend nach einer Lösung gesucht werden. In den letzten Jahren ist es leider immer
wieder vorgekommen, dass SchülerInnen und Eltern enttäuscht wurden und eine Absage für den Montessori
Zweig erhielten, da es keine Kapazitäten gab; oder aus Sorge, enttäuscht zu werden, gar nicht erst versuchten,
einen Platz zu bekommen.
Es gibt eindeutige Unterschiede zwischen der Pädagogik im Regel-Zweig und dem Montessori-Zweig, dies sei
ohne Wertung festgestellt. Aber die unterschiedliche pädagogische Ausrichtung verlangt, wenn alle optimal
arbeiten sollen, auch unterschiedliche räumliche und organisatorische Möglichkeiten. Wir sollten die Chance
nutzen, beide Bildungsangebote möglichst optimal anzubieten; dies gelingt am besten an separaten Standorten.

5. Schulentwicklungsplanung – eine zukunftsweisende Entscheidung

Die Entscheidung über die Zukunft der Grundschule ist eine für die nächsten Jahrzehnte. Sie sollte wohlüberlegt,
mittel- und langfristig durchdacht, pädagogisch sinnvoll und auf keinen Fall nur finanziell gedacht sein (wir
sehen in der Corona-Zeit, welche Gelder frei gemacht werden können). Die Entscheidung sollte zugunsten der
Kinder, ihrer Bildung und ihrer Entwicklung getroffen werden.
Verwaltung, Politik und die Sendenhorster BürgerInnen sollten den eventuellen Mehraufwand in Angriff nehmen
und einen zweiten Standort für eine Grundschule realisieren. Es wird die Stadt Sendenhorst noch attraktiver
machen. Und noch wichtiger als die Attraktivität ist, dass diese Umsetzung unsere Kinder im Fokus hat, auf ihre
Bedürfnisse eingeht und sie somit an erster Stelle in den Planungen berücksichtigt.

Kontakt: Für Fragen und tatkräftige Unterstützung sind wir per E-Mail zu erreichen:
[email protected] „Wir“, das sind Eltern und weitere interessierte Sendenhorster, die diese
Initiative gegründet haben. Wir freuen uns über jede Mitwirkung. Meldet euch einfach!

Jule Vornholz

Pia und Björn Michel

Adina Bitter

Sarah und Florian Kraus